Denkbar knappe Niederlage beim Tabellenführer

Teambesprechung vor dem Spiel
Teambesprechung vor dem Spiel
Z. Owczarek
Z. Owczarek
N. Seewald
N. Seewald

USV Potsdam II – Oranienburger BV 70:66 n.V. (57:57/16:24)

 

Am vergangenen Samstag trafen mit dem USV Potsdam und dem Oranienburger BV die aktuell wohl formstärksten Teams der Oberliga in Potsdam aufeinander. Während den Gastgebern aus der Landeshauptstadt als Tabellenerster dabei das Playoff-Ticket bereits sicher ist, kämpft der Oranienburger BV als Sechstplatzierter noch um eben jenes. Ein Sieg könnte den – zumindest zwischenzeitlichen – Sprung auf Platz 4 bedeuten, eine Niederlage fast schon das Aus des Aufstiegstraums.

 

Nach zuletzt vier Siegen in Serie startete der OBV - wenn auch ersatzgeschwächt – mit viel Selbstbewusstsein in diese Partie. Angeführt vom ehemaligen ProB-Spieler Z. Owczarek wollte man über konzentrierte Team-Defense vom Tip-off weg beim USV keinen Spielfluss aufkommen lassen und im Angriff die eigene Variabilität gewinnbringend einsetzen. Dies gelang jedoch nur zum Teil. Das 1. Viertel war auf beiden Seiten voranging gekennzeichnet von viel Kampf, jedoch wenig Struktur im Ballvortrag. So waren es auf beiden Seiten fast ausschließlich Distanzwürfe, die zu Punkten führten. Nach den ersten 10 Spielminuten gelang es daher keiner Mannschaft sich frühzeitig abzusetzen (9:11).

 

Im 2. Spielabschnitt änderte sich an dem Geschehen wenig. Beiden Teams war anzumerken, dass nach der zweiwöchigen Weihnachtspause manche Automatismen im Angriff nicht wie gewohnt funktionierten. Der USV Potsdam fand gegen die gute Defense des OBV kaum noch ein probates Mittel, um zu einfachen Würfen zu kommen. Bis zur Halbzeit gelangen den Gastgebern gerade einmal zwei Feldkörbe. Eine Situation, die eigentlich wie gemalt schien, um die knappe 2-Punkte-Führung deutlich auszubauen. Allerdings war die Offensiv-Ausbeute beim OBV ebenfalls sehr überschaubar. Man haderte dabei vor allem mit dem eigenen Spiel. Es wollte einfach nicht gelingen strukturierte Angriffe zu fahren. So waren es insbesondere Einzelaktionen und Freiwürfe die zu Punkten und nach 20 Spielminuten zu einem 24:16 Halbzeitstand führten. Trotz unübersehbarer Schwächen im Angriff hatte der OBV zur Pause damit zumindest ein Ziel erreicht: dem gastgebenden USV fast komplett die eigene Offensivstärke genommen. Weder schnelles Umschaltspiel, noch Durchstecker am Korb waren für die Potsdamer möglich. Sollte dies auch in den zweiten 20 Minuten gelingen, dürfte der Sieg tatsächlich machbar sein.

 

Dass für dieses Ziel jedoch mehr als Worte und immer auch ein zweites Team, dass mitspielen muss, nötig sind, zeigte sich im 3. Viertel. Der USV überrannte die Oranienburger nahezu und drehte binnen nur sechs Spielminuten den 8-Punkte-Rückstand in eine 40:30-Führung. Dem OBV gelang in dieser Phase gar nichts mehr. Im Angriff agierte man hektisch und kopflos und in der Defense war jegliche Ordnung schon nach dem ersten Pass dahin. Die Gastgeber spielten sich fast schon in einen Rausch, trafen nun aus jeder Distanz – meistens ohne Gegenwehr – und offenbarten die Schwächen der Oranienburger. Sobald es mal nicht mehr läuft wie gewünscht, schwindet jedwede Struktur und Fokussierung. Man taumelte durch diesen Spielabschnitt und hatte etwas Glück, dass in den letzten Minuten des Viertels die Luft bei den Gastgebern etwas nachließ und man selbst wieder etwas mehr zum eigenen Spiel fand. Dennoch stand nach 30 Minuten ein deutlicher 36:46-Rückstand auf der Anzeigetafel.

 

Wollte man hier noch um den Sieg mitspielen, musste man die defensive Ordnung der ersten Halbzeit mit einer deutlich verbesserten Offensivleistung paaren. Ein, zumindest von außen betrachtet, kühnes Vorhaben.

 

Zumindest ersteres gelang. Der USV fand in den ersten knapp fünf Minuten kaum noch offene Passwege und dementsprechend freie Würfe. Jedoch haperte es weiter an eigenen gelungenen Offensivaktionen. Lediglich über Distanzwürfe konnte man die Potsdamer Abwehr in dieser Phase knacken. Der Rückstand wurde allerdings nicht verkürzt (52:42). Dennoch war diese Partie noch nicht verloren. Im Basketball sind 10 Punkte in fünf Minuten durchaus aufzuholen – und der USV verpasste es die Tür in diesem Spiel zuzumachen.

 

So kam es wie es eben manchmal kommt. Ein erfolgreicher Dreipunktewurf von Z. Owczarek, gefolgt von einem Nahdistanztreffer von J. Mebus führten drei Minuten vor dem Ende zum 52:47 und beim OBV zu einem deutlichen Motivationsschub. In der Folge kämpfte man sich Punkt für Punkt ran und verkürzte mit einem erfolgreichen Dreier gut dreißig Sekunden vor dem Ende auf nur noch einen Punkt (57:56). Nun galt es für den OBV sauber zu verteidigen, keinen Korb zu kassieren und dann den eigenen Angriff erfolgreich auszuspielen. Gesagt, getan. Erst mit einem Foul konnte der USV die Offensivaktion von J. Mebus stoppen. Der OBV-Neuzugang hatte damit wenige Sekunden vor Schluss die Möglichkeit den knappen Rückstand mit zwei erfolgreichen Freiwürfen in eine Führung zu drehen. Der erste Wurf verfehlte jedoch sein Ziel, so dass nun zwingend der zweite sitzen musste, wollte man dieses Spiel wenigstens ausgleichen. Dies gelang. Potsdam hatte nun  noch einen Angriff, um die Verlängerung dieser Partie abzuwenden und selbst als Sieger vom Platz zu gehen. Der OBV agierte jedoch hochkonzentriert und ließ lediglich so einen Notwurf zu. Verlängerung.

 

Den besseren Start in die fünfminütige Extrazeit hatte eindeutig der OBV. Nach drei Minuten führte man 63:59 und war mental und auch physisch deutlich präsenter als die gastgebenden Potsdamer. Konsequenterweise nahm der USV eine Auszeit, um den Spielfluss der Oranienburger zu brechen. Doch den Sieg wollte man sich dadurch nicht mehr nehmen lassen. Man agierte weiter hochkonzentriert und ließ die Potsdamer kaum Luft, um strukturiert den eigenen Angriff aufzubauen. Mit Ablauf der 24-Sekunden-Uhr nahm Aufbauspieler M. Klemkow daher einen Notwurf von der Dreierlinie. Genau das, was der OBV wollte. Allerdings traf er und so stand es nur noch 63:62 für Oranienburg. Der nächste eigene Angriff wurde zu schnell hergegeben und Potsdam traf im Gegenzug erneut von der Dreierlinie. 65:63. Das Momentum schien nun beim USV. Doch ein unnötiges (von den Schiedsrichtern als unsportlich gewertetes) Foul gab dem OBV nochmal die Chance zurückzukommen. D. Przygoda bekam zwei Freiwürfe, gefolgt von einem Einwurf an der Mittellinie. Leider misslangen gleich beide Würfe von der Linie und auch der zusätzliche Angriff brachte keine Punkte ein. Im Gegenzug traf der Potsdamer Flügelspieler R. Koch einen Dreier zum vorentscheidenden 68:63. Diese Partie war damit entschieden. Zwar verkürzte der OBV zwischenzeitlich nochmal, am Ausgang änderte sich jedoch nichts mehr. Man verlor gegen gute, aber fraglos schlagbare Potsdamer am Ende 70:66 und scheiterte irgendwie auch an sich selbst.

 

Glückwunsch an den USV!

 

Fazit: Der OBV gewann drei der vier Viertel, zeigte phasenweise sehr gute Teamdefense und nahm zudem die Postspieler der Potsdamer fast komplett aus dem Spiel. Auf der anderen Seite kassierte man in nur fünf Minuten einen 26:6-run und offenbarte dabei eklatante Schwächen an beiden Enden des Feldes. Dass man diese Partie dennoch hätte gewinnen können, spricht dann wiederum für die Einstellung des Teams. Dennoch bleibt unter dem Strich eine äußerst bittere Niederlage, die den Weg in die Playoffs um einiges länger macht. Nur dank des Sieges der Konkurrenz aus Rathenow/Brandenburg (78:48 gegen Königs Wusterhausen) hat man noch Chancen auf einen der ersten vier Plätze. Dafür müssen nun aber zwingend alle noch verbliebenen drei Spiele (Rathenow/Brandenburg (H), Lauchhammer (H), Schwedt (A)) gewonnen werden. 

Stimmen zum Spiel:

Niklas Seewald (# 8):

„Es war ein sehr hartes Spiel, vor allem physisch. Meiner Meinung nach haben beide Mannschaften auf Augenhöhe gespielt, das konnte man vor allem in der 1. Halbzeit in der Defense des jeweiligen Teams sehen. Eigentlich wollten wir nach der Halbzeit, genau da weiter machen wo wir vor der Pause aufgehört haben, leider waren wir dort aber gerade defensiv nicht fokussiert genug und haben es nicht geschafft unsere Stops zu bekommen. Im 4. Viertel haben wir wirklich stark gekämpft und uns mit der Verlängerung belohnt. Hier hatten wir leider nicht mehr das Glück gehabt und kleinere Fehler gemacht, die uns das Spiel gekostet haben.“

 

Fabian Fischer (Coach):

 

„Ich bin mit der 1. Halbzeit meiner Jungs sehr zufrieden. Wir haben genau das umgesetzt was wir uns für das Spiel vorgenommen haben und es geschafft Potsdam das Spiel unterm Korb wegzunehmen. Gegen den Tabellenführer nur 16 Punkte in einer Halbzeit zuzulassen, ist wirklich stark. Leider sind wir unglaublich schlecht in die 2. Halbzeit gestartet. Ich muss aber auch hier sagen, dass ich unfassbar stolz bin, dass die Jungs Herz gezeigt und sich zurück ins Spiel gekämpft haben. In der Verlängerung haben wir auch ein gutes Spiel gemacht, aber Potsdam hatte in dieser Phase einfach mehr Glück im Abschluss, da konnten wir nix mehr gegen machen. Natürlich tut die Niederlage weh, dennoch geht jetzt ganz klar der Blick nach vorne, denn wir wollen weiterhin in die Playoffs.“

Statistiken zum Spiel:

Spieler Zeit FG 3er FW % Reb Ass TO BG BL PF Pkt
Daniil Goldstein 06:06 0 / 1 0 / 1 1 / 2 50,0 - - 1 - - - 1
Jens Runge 38.07 3 / 9 1 / 3 1 / 2 50,0 2 3 2 3 - 3 8
Daniel Przygoda 27:58 3 / 9 3 / 5 2 / 5 40,0 4 2 1 - - 4 11
Niklas Seewald 42:44 6 / 10 0 / 1 2 / 4 50,0 13 5 2 1 - 1 14
Aron Coenen 32:56 2 / 7 - 5 / 8 62,5 5 3 5 1 - 4 9
Jörg Schreiber 02:16 0 / 1 - - - 1 - - - - - -
Zbigniew Owczarek 45:00 4 / 17 3 / 8 7 / 8 87,5 9 11 6 1 - 2 18
Johannes Mebus 29:53 2 / 5 - 1 / 2 50,0 3   5 - - - 5
TEAM   20 / 59 7 / 18 19 / 31 61,3 39 26 23 6 - 14 66

FG - Würfe aus dem Feld, FW - Freiwürfe, Reb - Rebounds, Ass - Assist, TO - Turnover, BG - Ballgewinn, BL - Block, PF - Persönliche Fouls, Pkt - Punkte

Video zum Spiel:



Daniel Przygoda, 08.01.2018