"Was ist nur los, OBV?"
Ein Kommentar von Daniel Przygoda
Wir schreiben die neunte Saison unserer immer noch jungen Vereinsgeschichte. Und diese Saison ist – das dürfte auch der geneigte Beobachter ahnen – eine schwierige, eine, die aufzeigt, dass gleichzeitiger sportlicher Erfolg, nachhaltiges Arbeiten in der Jugend und der Wunsch nach breiter Partizipation im Verein wohl eher der Metapher des Einhorns entspricht und in der Praxis in Gänze möglicherweise nie wie gewünscht zu bekommen ist.
So sind es oft (zu) wenige Personen, die die vielen Aufgaben im Verein übernehmen (und zwar in nahezu allen Basketballvereinen Brandenburgs!), sich um den Trainingsbetrieb, die Spielorganisationen und den ganzen unsichtbaren Rahmen der Verbindlichkeiten kümmern.
Doch ich will hier nicht um Taschentücher bitten, nicht die Macht des Faktischen beweinen, sondern vielmehr die sportlichen Schwierigkeiten beleuchten, dabei die eigenen Handlungsmöglichkeiten umreißen und am Ende auch einen durchaus positiven Ausblick geben – denn bei allen Widrigkeiten, die es momentan gibt, darf man festhalten, dass der OBV im Brandenburger Basketball ein verlässlicher und insbesondere in der Jugend erfreulich positiv agierender Verein ist.
Es sind dabei v.a. folgende Fragen - die mir in letzter Zeit immer wieder gestellt wurden - auf die ich im ersten Teil meines Kommentars versuche zu antworten: Was ist nur los, OBV? Wo sind eure ganzen Herrenspieler? Was ist aus euren Ambitionen in der Oberliga geworden? Wie soll das in der nächsten Saison weitergehen?
Teil 1: Der Herren-Bereich
Der Herrenbereich – Oberliga
All diese Fragen sind berechtigt. Für die Herren-Oberliga könnte man wohl ganz platt formulieren: Wir sind als Tiger gestartet und als jämmerlicher Bettvorleger gelandet. Einer, der kaum noch an das eigentliche Tier erinnert, eher an eine abgemagerte Katze, die nach letzten Zuckungen hoffentlich ohne große Schmerzen dahinscheidet.
Aber ganz so platt möchte ich es nicht artikulieren. Die Ambitionen waren nicht aus der Luft gegriffen, denn das Oberliga-Team hatte Potential und die jüngste Playoff-Vergangenheit zeigte auf, dass man durchaus mithalten konnte. Doch schon früh brachen wichtige personelle Puzzleteile durch Verletzungen weg, gute Spiele gegen die ambitionierten Teams aus Potsdam wurden knapp verloren und so rutschte man langsam aber stetig in einen negativen Strudel. Davon wurde zusehends auch das Training, die Einstellung und letztlich die Leistung auf dem Court erfasst.
Vielleicht war es dann nicht der entscheidende, wohl aber doch bitterste Moment der noch jungen Saison, als man am 5. Spieltag in Lauchhammer 75:78 verlor. Ab da gelang nur noch ein einziger Sieg in neun Spielen (!) – das Team brach nach und nach auseinander. Die Gründe dafür waren vielschichtig. Verletzungen, Arbeitsverpflichtungen, Krankheit, am Ende aber auch Lustlosigkeit und Resignation. Aus einem Kader mit Potential ist kaum einer geblieben. Die Jugend nachgerückt. Doch kann diese verständlicherweise nicht die sportliche Lücke füllen.
So spielt man nun gegen den Abstieg. Ein Abstieg der wohl fast unvermeidlich ist, auch wenn die Katze noch nicht ganz ihre Krallen einfahren will, denn die Saison endet erst am 21. März – in Lauchhammer. Eine Niederlage dort käme mittlerweile indes nicht mehr überraschend.
Der Herrenbereich – Landesliga
Und in der Landesliga? Im letzten Jahr spielte man auch dort noch oben mit. Dort, wo nun die Teams aus Woltersdorf, Frankfurt und Fürstenwalde stehen und auf den Aufstieg in die Oberliga hoffen. Dem OBV hingegen droht der Abstieg sollte man nicht am letzten Spieltag gegen Cottbus mit mindestens 5 Punkten Unterschied gewinnen.
Ist auch das ein Niedergang, der mit der Oberliga zu vergleichen ist? Nein. Man war sich bewusst, dass die Integration der Jugend wohl bedeuten würde, dass in dieser Saison eher ein Platz im Mittelfeld realistisch sein dürfte. Nicht eingeplant waren dabei die Aushilfen in der Oberliga, Krankheiten und völlig unnötige Niederlagen. Eigentlich kann man die Landesliga-Performance gar nicht rational erklären. Da stehen Niederlagen gegen die Kellerkinder aus Glienicke und Cottbus, Siegen gegen Fürstenwalde und Woltersdorf entgegen. Völlig unklar, wie diese Ausschläge zu erklären sein sollen. Sogar ein Sieg zu fünft gegen solide Schwedter fiel jüngst irgendwie vom Laster. Hier vom Niedergang zu sprechen wäre also falsch. Nicht richtig wäre allerdings, zu sagen, dass es in dieser Saison reibungslos funktionierte. Weit gefehlt. Auch in der Landesliga zeigte sich, dass die personelle Decke viel zu dünn ist, Basketball dadurch schnell von Lust in Frust kippt und Fragen nach der Zukunft gestellt werden dürfen.
Und was macht man nun aus dieser Gesamt-Gemengelage?
Eine eindeutige Antwort ist schwierig. Weder weiß man aktuell wie der Oberligarahmen sich entwickelt, noch ob ein Abstieg in die Bezirksliga abgewendet werden kann. Sollte z.B. die Oberliga auf 10 Teams aufgestockt werden, könnte das bedeuten, dass wir erneut die Möglichkeiten hätten in der höchsten Brandenburger Spielklasse zu melden. Darauf zu verzichten, wäre wenig klug – zumindest aus meiner Sicht. Allerdings sind die personellen Entwicklungen kaum abzusehen. Vielleicht kommen einige der Spieler nach ihren beruflichen Verpflichtungen zurück, andere hinzu. Vielleicht aber auch nicht. Ähnliches gilt für das 2. Team. Ein Abstieg könnte für einige ältere Herren eher bedeuten sich zurückzuziehen, denn sportlich attraktiv ist die Bezirksliga wahrlich nicht. Sollte die Klasse hingegen gehalten werden, könnte man die Integration der Jugend weiter voranbringen.
Oder nur ein Team melden? Vielleicht sollte man eine Münze werfen, in eine Glaskugel blicken oder Karten legen, um darauf eine Antwort zu finden. Ich empfehle hingegen den Ausgang dieser Saison abzuwarten und dann gemeinsam auszuloten welchen Weg man gehen möchte. Unter dem Strich bleibt aber – egal wie es ausgeht – dass sich Dinge verändern müssen. Vom Training bis zur zeitlichen Verpflichtung an den Wochenenden, wollen wir nicht permanent mit der Frage konfrontiert werden: „Was ist da los bei euch, in Oranienburg?“
Daniel Przygoda (Februar 2020)